Dachsanierung der Schlosskapelle im Jahr 2002

Das Wetterschutzdach im Frühjahr 2002 (Foto: Guntram Vogelsgesang)

1488, vor mittlerweile über 500 Jahren, wurde durch Herzog Sigismund mit dem Bau der Kapelle von Schloss Blutenburg außerhalb der damaligen Schlossanlage begonnen. Dieses einzigartige Kleinod überstand den Dreißigjährigen Krieg unversehrt und erhielt wohl lediglich in der Barockzeit eine neue Turmhaube in Zwiebelform. Sowohl der Kirchenraum als auch die Ausstattung bis hin zu den Bleiverglasungen der Fenster sind weitgehend im Originalzustand erhalten. Verschiedene Renovierungen halfen, dieses Kleinod mittelalterlicher Baukunst in unsere heutige Zeit hinüber zu retten.

Im Jahr 2002 stand eine dringend notwendige Sanierung des gesamten Dachstuhls an, um von der Kirche größeren Schaden abzuhalten. In früheren Jahren waren Veränderungen am Dachstuhl vorgenommen und zur Aussteifung notwendige Bauteile ausgebaut worden. So sind zum Beispiel die vorhandenen Dachgaupen erst später eingesetzt worden und waren ursprünglich nicht vorhanden. Auf stattgefundene Arbeiten am Dachstuhl weisen verschiedene Datumsangaben von Zimmerern hin, die diese auf Balken hinterlassen haben. Die Dachkonstruktion konnte insbesondere bei entsprechendem Winddruck die Bewegungen nicht mehr aufnehmen, das mit Mönch und Nonne gedeckte Dach war daher mittlerweile nicht mehr dicht, nach großen Regengüssen regnet es in das Dach.

Als Sofortmaßnahme wurde bereits im Sommer 2001 im Dachinnenraum eine Auffangwanne mit Ableitung eingebaut, so dass vom Kircheninnenraum größerer Schaden abgehalten werden konnte. Im weiteren Verlauf des Jahres 2001 erfolgte sodann unter der Leitung der Bayerischen Verwaltung staatlicher Schlösser Gärten und Seen und dem Staatlichen Hochbauamt München I eine genaue Schadensaufnahme und die Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes.

Anfang Februar 2002 wurde zum Schutz während der vorgesehenen umfangreichen Sanierungsarbeiten zunächst ein Gerüst mit großem Winterdach errichtet. In handwerklicher Meisterleistung wurde in den folgenden Monaten das historische Gebälk Instand gesetzt und stabilisiert. Die – nicht historische – Dachhaut wurde bautechnisch wesentlich verbessert und gewährleistet nun eine langfristige Dichtigkeit. Bei diesen Arbeiten wurde unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten streng auf die Einhaltung des historischen Erscheinungsbildes geachtet. In Teilbereichen waren Putzausbesserungen und eine Erneuerung des Fasadenanstriches notwendig.

Nach mehreren Monaten Arbeit konnte die Kapelle im September 2002 wieder von diesem Gerüst befreit werden und bietet den zahlreichen Besuchern des Schlosses seither wieder einen intakten Anblick. Weithin sichtbar erstrahlt seither der Kapellenturm in neuem Glanz. Die Schindeldeckung des Dachreiters wurde vollständig erneuert, Kreuz und Kugel wurden neu vergoldet. Um diese Arbeiten durchführen zu können, wurde die Turmhaube im Ganzen mit Hilfe eines schweren Krans vom Dach gehoben, in eine Werkstatt verbracht und nach Fertigstellung wieder aufgesetzt.

Mit diesen umfangreichen Arbeiten ist die Kapelle von Schloss Blutenburg für weitere Generationen gesichert. Ungeklärt ist jedoch noch, wie mit den Außenfresken verfahren wird, die sich seit vielen Jahren hinter Holzverschalungen zum Schutz vor Regen, Sonne und anderen schädlichen Umwelteinflüssen verbergen.

Frieder Vogelsgesang