Zur Geschichte des Zehentstadels

Foto: Albert Baumbach

Der Zehentstadel war dereinst der Aufbewahrungsort des vom Dorfmeier (Dorfältesten) eingesammelten "Zehenten" - also einer Art Steuer -, welcher an die jeweilige Gutsherrschaft abzuliefern war. Seine Geschichte ist ab Ende des 17. Jahrhundert nachvollziehbar. Nach einem dendrochronologischen Gutachten des Dipl.-Ing. Arch. Franz Hölzl aus dem Jahre 1992 wurde der Stadel bzw. sein Dachstuhl im Jahre 1687 als massiver Mauerwerksbau aus Ziegeln und einem zweigeschossigen Kehlbalkendach mit einfach liegender Stuhlkonstruktion und Mittelstützen errichtet. Zwar gibt es noch früher datierte Fundquellen, in denen von einem Zehentstadel die Rede ist, jedoch gibt es zwei derartige Stadel in Obermenzing: einen kleinen bei Schloss Blutenburg und den großen Zehentstadel bei der Obermenzinger Mühle.

1866 jedenfalls übernimmt das "königliche Erziehungs-Institut der Englischen Fräulein in Nymphenburg" als Pächter von Schloss Blutenburg auch diesen großen Zehentstadel. Als den Englischen Fräulein ab 1957 im Schloss die Schwestern des III. Orden folgen, bleibt im Pachtvertrag der Zehentstadel ausgeschlossen. Er wird als Lagerhalle für Eisenwaren, dann für landwirtschaftliche Maschinen genutzt. Schließlich pachtet ihn ab 1972 eine Hühnerbraterei.

Am 28. November 1978 stellte der Obermenzinger Stadtrat Wolfgang Vogelsgesang den Antrag, die Landeshauptstadt möge das historische Gebäude vom Freistaat Bayern erwerben und damit einen geeigneten Versammlungsraum für die Vereine und Bürger schaffen. Erstaunlicherweise wurde das Gebäude dann schon mit Kaufvertrag vom 24. Juli 1980 für insgesamt 50.000 DM gekauft. Damit ging eines der ältesten Gebäude Obermenzings in den Besitz der Stadt über und eine jahrelange Diskussion über die künftige Nutzung entbrannte.

Im Jahr 1981 wurde der "Verein Zehentstadel e.V." aus der Taufe gehoben. Dieser Verein hatte jedoch nicht den erhofften Erfolg und ging später sang- und klanglos unter. Aus der Mitte der Arbeitsgemeinschaft der Obermenzinger Vereine heraus etablierte sich hingegen eine Interessengemeinschaft als künftiger Ansprechpartner für die Stadt München, deren offizielle Gründungsversammlung auf den 28. November 1994 datiert. Unter Vorsitz von Helmut Stangl (1942 - 2012), langjähriger Obermenzinger Feuerwehrkommandant und Vorsitzender dieser Gemeinschaft, gelang es im Jahr 1994 den Stadel erstmals für öffentliche Nutzungen zu öffnen.

In den folgenden Jahren wurde er immer schöner herausgeputzt, erhielt durch Mitglieder der Obermenzinger Vereine eine eigene Toilettenanlage, eine Schankanlage, ein Bühnenpodium, eine zweiteilige Zugangstüre als Windschutz und vieles mehr.

Der Obermenzinger Zehentstadel wird seither vielfältig durch ansässige Vereine für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Er steht in Einzelfällen auch privaten Anbietern zur Verfügung. Der Stadel verfügt über keine Heizung, eine Nutzung ist daher grundsätzlich nur etwa von April bis Mitte Oktober möglich. Außerhalb dieser Zeit finden nur wenige ausgewählte öffentliche Veranstaltungen statt.